Nürnberg. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) engagiert sich seit vielen Jahren vielseitig und intensiv für die Verbesserung der Reanimationsversorgung in Deutschland. Dass in dieser Hinsicht bereits viel erreicht wurde, aber zur gleichen Zeit weiteres Verbesserungspotenzial vorhanden ist, hat nun die TV-Berichterstattung von ARD und SWR gezeigt, die die Notfallrettung in Deutschland beleuchtet.
Die durch die Berichterstattung gestiegene Aufmerksamkeit am Thema Reanimation möchte die DGAI daher nutzen, um ihre Kampagnen und Initiativen, die sie seit vielen Jahren verfolgt, einmal mehr in den Fokus zu rücken. Dabei zielt das Engagement der wissenschaftlichen Fachgesellschaft vor allem auf drei Bereiche ab: Zum einen geht es um die Aufklärung der allgemeinen Öffentlichkeit zum Thema Wiederbelebung und damit um die Steigerung der Ersthelfenden-Quoten im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes. Zum zweiten setzt sich die DGAI gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) dafür ein, Reanimationskurse in Schulen zu etablieren und politische Unterstützung für diese lebensrettenden Maßnahmen zu gewinnen. Zum dritten geht es um die wissenschaftliche Begleitung dieses Themas: Durch das Deutsche Reanimationsregister werden Einsatzdaten gesammelt, die es ermöglichen, die Versorgungssituation zu analysieren und gezielte Verbesserungen zu entwickeln. Die Erkenntnisse werden bei den jährlichen Bad Boller Reanimations- und Notfallgesprächen diskutiert und daraus Optimierungsmöglichkeiten entwickelt. Diese wissenschaftlichen Ergebnisse fließen schließlich in praktische Anwendungen, wie beispielsweise in die von der DGAI unterstützte Resuscitation Academy Deutschland, zurück.
„Der Herz-Kreislauf-Stillstand zählt zu den zeitkritischsten Krankheitsbildern in der Notfallmedizin. Das ist für uns Ansporn zur stetigen Verbesserung – und dafür braucht es einen vielschichtigen Ansatz, den die DGAI mit ihren zahlreichen Kampagnen und Initiativen verfolgt“, erklärt Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher der Sektion Notfallmedizin in der DGAI.
Zu den Initiativen im Einzelnen:
Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation Eine der zentralen Kampagnen der DGAI gemeinsam mit dem BDA ist „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“. Diese Kampagne wurde ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Reanimation durch Ersthelfende zu schärfen und Menschen zu ermutigen, in Notfällen Erste Hilfe zu leisten. Die Botschaft betont das einfache und effektive Prinzip „Prüfen, Rufen, Drücken“ und verdeutlicht, dass jeder mit einfachen Mitteln helfen kann und der einzige Fehler ist, nichts zu tun.
Woche der Wiederbelebung Die Kampagne „Ein Leben retten“ wird insbesondere während der „Woche der Wiederbelebung“ verstärkt, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und zu sensibilisieren. Die Woche der Wiederbelebung findet jährlich im September statt, in diesem Jahr vom 16. bis zum 22. September. Bei Vorführungen, Trainings und Kursen im Rahmen der Aktionswoche bieten Hilfsorganisationen, Feuerwehren, Krankenhäuser und viele andere Institutionen zahlreiche anschauliche Wiederholungs- und Auffrischungseinheiten zum Thema Reanimation an. Damit jeder im Notfall die richtigen Handgriffe ausführen kann.
Schüler retten Leben. Ein weiteres zentrales Projekt ist die Schülerausbildung in Wiederbelebung. Diese Initiative zielt darauf ab, Wiederbelebungstechniken bereits in Schulen zu unterrichten, um ein Bewusstsein und Fertigkeiten für die Reanimation bei Jugendlichen zu schaffen. 2014 wurde erreicht, dass die Kultusministerkonferenz die Einführung von Unterrichtseinheiten zum Thema Reanimation im Umfang von einer Doppelstunde pro Jahr ab Jahrgangsstufe sieben empfohlen hat. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Projekt in Nordrhein-Westfalen, das zusammen mit der Stiftung Deutsche Anästhesiologie den flächendeckenden Reanimationsunterricht an Schulen fördert. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie hier.
Deutsches Reanimationsregister Das Deutsche Reanimationsregister ist die größte überregionale Datenbank zur Erhebung und Auswertung von Reanimationen im Rettungsdienst im deutschsprachigen Raum. Es bietet teilnehmenden Standorten Benchmarking und individuelle Jahresberichte, die die Struktur- und Prozessqualität langfristig überwachen und zu verbessern helfen. Diese Sichtbarmachung des Ist-Zustands bietet den über 220 teilnehmenden Rettungsdienststandorten die Chance zur kontinuierlichen Qualitätsanalyse- und verbesserung.
Bad Boller Reanimations- und Notfallgespräche Die Bad Boller Reanimations- und Notfallgespräche sind der Think Tank zu Fragen der Reanimations- und Notfallversorgung in Deutschland. Bereits seit 2014 treffen sich hier Notfallmedizinerinnen und Notfallmediziner sowie Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung, den medizinischen und wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Verbänden, um zukünftige und wegweisende Konzepte der Notfallversorgung zu entwickeln. Bei den jährlichen Treffen entstehen nicht nur neue Strategien – auch die Weiterentwicklung von etablierten Konzepten bilden einen Fokus. Initiativen und Programme werden aus Bad Boll herausgetragen und finden bundesweiten Anklang: Zahlreiche Initiativen füllen konkrete Projekte mit Leben. So wird das gemeinsame Ziel vorangetrieben: Eine Verbesserung der Überlebensrate nach außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erreichen und das System der Notfallversorgung in Deutschland zu optimieren.
Resuscitation Academy Deutschland (RAD) Die RAD ist ein innovatives Projekt, das von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) veranstaltet wird. Es handelt es sich dabei um eine aus den USA stammende, weltweite Initiative, welche das Notfallversorgungssystem rund um den Herz-Kreislauf-Stillstand in einem 10-Schritte-Programm strukturiert analysiert und mit den teilnehmenden Rettungsdiensten Optimierungen der gesamten Rettungsketten initiiert. Im Rahmen des 24-monatigen Programms werden die Entwicklungen und Konzepte u.a. im Deutschen Reanimationsregister ausgewertet und lokale Gegebenheiten berücksichtigt.