Die deutsche Anästhesiologie trauert um Prof. Dr. med. Götz Geldner, der am 23.10.2022 nach kurzer schwerer Krankheit verstarb.
Götz Geldner wurde am 19.03.1965 in Schillingsfürst bei Ansbach geboren. Sein Studium der Humanmedizin (1985 – 1991) absolvierte er an der RuprechtKarls-Universität Heidelberg und an der Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg. Nach erfolgreich abgeschlossenem Staatsexamen und Approbation promovierte Götz Geldner im gleichen Jahr an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg zum Dr. med. und absolvierte anschließend seine Weiterbildung im Fachgebiet Anästhesiologie an der Klinik für Anästhesiologie (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jürgen Schüttler) des Klinikums der FriedrichAlexander-Universität Erlangen. 1996 erlangte er die Anerkennung zum Facharzt für Anästhesiologie und wechselte an die Universitätsklinik für Anästhesiologie der Universität Ulm, wo er bis 2001 als Oberarzt tätig wurde. Nach erfolgter Habilitation (2000) wechselte er 2001 als leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie an die Philipps-Universität Marburg. Seit 2005 war er Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie der Regionalen Kliniken Holding RKH Ludwigsburg und leitete dort das Zentrum für Anästhesiologie, dem alle Anästhesieabteilungen der neun Krankenhausstandorte des Klinikverbunds angeschlossen sind. Ebenfalls 2005 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Philipps-Universität Marburg berufen.
Herr Prof. Geldner verfügte über eine beeindruckende Zahl an fachlichen Weiterbildungen, so die Fachkunde „Rettungsdienst“ (1992), „Strahlenschutz“ (1993), „Laboruntersuchungen“ (1998), „Suchttherapie“ (1999), die „Zusatzbezeichnung Intensivmedizin“ (1998) sowie die Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ (2000), „Spezielle Schmerztherapie“ (2002) und „Ärztliches Qualitätsmanagement“ (2004). Darüber hinaus absolvierte Prof. Geldner berufsbegleitend das betriebswirtschaftliche Studium „Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen“ an der Universität Kaiserslautern, das er 2008 mit dem Master of Arts abschloss.
Seit 1993 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie e. V. (DGAI), führte das betriebswirtschaftliche Interesse von Prof. Geldner dazu, dass er sich im Vorstand des DGAI-Arbeitskreises „Anästhesie und Ökonomie“ engagierte, seit 2004 als dessen erster Sprecher fungierte und von 2006 bis 2011 das Amt des ersten Sprechers des umgewandelten gemeinsamen BDA/DGAI-Forums „Qualitätsmanagement und Ökonomie“ innehatte. Dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) trat Prof. Geldner 2003 bei und widmete sich zusätzlich zu seiner klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit von nun an mit großem Engagement der Berufspolitik. 2007 wurde er zunächst als Vertreter der Krankenhausanästhesisten Mitglied des engeren Präsidiums des BDA. Bereits zwei Jahre später wurde er von den Mitgliedern des BDA zum Vizepräsidenten gewählt (2010– 2011) und übernahm in Nachfolge von Herrn Prof. Landauer ab 2012 das Amt des Präsidenten des Berufsverbandes. Darüber hinaus wurde er 2016 zum Vizepräsidenten des European Board of Anaesthesiology (EBA UEMS) gewählt und war 2021 dessen Präsident.
Nunmehr ein Jahrzehnt prägte er als Präsident die Geschicke der deutschen und auch europäischen Anästhesiologie und des Berufsverbandes. Stets ausgleichend und vermittelnd, behielt er dabei entschlossen die Bewahrung der Einheit des Fachs im Blick und verteidigte diese gegebenenfalls vehement. Dabei war es ihm wichtig, im Gespräch zu bleiben, um den Blick für die alltäglichen Probleme der Kollegen und Kolleginnen nicht zu verlieren. So kooptierte er sowohl Assistentensprecher als auch Facharztvertreter in das BDA-Präsidium und förderte den Austausch mit den jungen Kollegen durch die Initiierung des YoungBDA und den sehr erfolgreich verlaufenden jährlich stattfindenden Assistentensprechertagen.
In der Corona-Pandemie hatte Prof. Geldner, der in seiner Klinik in Ludwigsburg selbst zahlreiche, schwerkranke Covid-19-Patienten versorgen musste, maßgeblich an wegweisenden Strukturen zur Verlegung von Intensivpatienten mitgearbeitet. Dank und Wertschätzung auszusprechen an die von Beginn an, an vorderster Front tätigen Kollegen waren ihm ein wichtiges persönliches Anliegen, weshalb er die neue Auszeichnung „COVID-19-Ehrung des BDA“ einführte, um einigen ganz besonders engagierten Kollegen und Kolleginnen stellvertretend für die vielen tausend Anästhesisten und Anästhesistinnen, die tagtäglich ihren großartigen Beitrag in der Bewältigung der Pandemie leisten, zu danken.
Der Rettungsdienst, durch den bei ihm einst das Interesse an der Medizin und der Anästhesiologie geweckt wurde, war seine besondere Leidenschaft. Seit 1995 Leitender Notarzt, gehörte Prof. Geldner bis zuletzt zu den Notärzten auf dem Rettungshubschrauber „Christoph 51“ in Ludwigsburg. Regelmäßig warb er mit der Aktion „Ein Leben retten“ für die weitere Verbreitung der Laienreanimation, vor allem auch in Schulen, was unter anderem zur Aufnahme des Themas in den Lehrplan des Landes BadenWürttemberg führte. Mit sehr viel persönlichem Engagement wurde von ihm vor einigen Jahren der erfolgreiche Anästhesiologie-Kongress „BANIS“ in Lindau am Bodensee ins Leben gerufen.
All diese Aktivitäten beruhten auf der herausragenden Eigenschaft von Prof. Geldner, Menschen zusammen zu bringen und für die Belange der Anästhesiologie zu begeistern. Mit Herrn Prof. Dr. med. Götz Geldner verliert die deutsche Anästhesiologie einen allseits hochgeschätzten Kollegen, tatkräftigen ärztlichen Berufspolitiker, eine herausragende Arztpersönlichkeit und einen hochverdienten Repräsentanten des Fachgebietes Anästhesiologie, der sich auch auf europäischer Ebene hohes Ansehen erwarb. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Dr. med. Frank Vescia
Vizepräsident des BDA
Prof. Dr. med. Frank Wappler
Präsident der DGA