Nürnberg. Mit tiefem Bedauern und aufrichtiger Dankbarkeit für sein Lebenswerk nimmt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) Abschied von ihrem Ehrenmitglied, früheren Präsidenten und Träger der Heinrich-Braun-Medaille, Professor Dr. med. Gottfried Benad, FRCA, der am 24. Februar 2024 im Alter von 92 Jahren verstarb. Herr Professor Benad war eine herausragende Persönlichkeit der Anästhesiologie, deren Lebensweg von außergewöhnlicher Hingabe und Engagement für das Fachgebiet geprägt war.
Gottfried Benad wurde am 15. März 1932 in Dresden geboren. Von 1950 bis 1956 studierte er Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und promovierte im Abschlussjahr seines Studiums zum Dr. med. Nach seiner Weiterbildungszeit in der Anästhesie-Abteilung der Chirurgischen Klinik der Martin-Luther-Universität erlangte er 1962 die Anerkennung als Facharzt für Anästhesiologie. Seine berufliche Laufbahn führte ihn an die Universität Rostock, wo er 1963 die Leitung der Anästhesie-Abteilung der Chirurgischen Klinik übernahm und sich 1967 für das Fach Anästhesiologie habilitierte.
Nach seiner Ernennung zum Hochschuldozenten und Direktor der neu geschaffenen Anästhesie-Abteilung des Bereiches Medizin der Universität Rostock im Jahre 1969 wurde er 1972 zum ordentlichen Professor für Anästhesiologie berufen und leitete von 1981 bis 1998 die Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie an der Universität Rostock. Durch seine unangefochtene Integrität und auf Ausgleich bedachte Persönlichkeit besaß Professor Benad die Autorität, das schwierige Amt eines Dekans der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock von 1990 bis 1996 erfolgreich zu bekleiden. Im Jahr 1999 wurde er auf Vorschlag des Akademischen Senats zum Ehrensenator der Universität Rostock gewählt.
Seine fachliche Expertise erstreckte sich über verschiedene Bereiche der Anästhesiologie, darunter Muskelrelaxantien, die Kreislaufdynamik während der Anästhesie und die Anästhesie bei herzchirurgischen Eingriffen. Professor Benad war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein geschätzter Lehrer und Mentor. Seine Lehrbuchbeiträge und wissenschaftlichen Publikationen trugen maßgeblich zum Fortschritt des Fachgebiets bei und inspirierten Generationen von Medizinstudierenden sowie Fachärztinnen und -ärzte weltweit.
Sein Beitrag zur Entwicklung der Anästhesiologie ging jedoch weit über seine akademischen Leistungen hinaus. Als Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivtherapie der DDR setzte er sich aktiv für die Belange seines Fachgebiets ein und spielte nach der Wiedervereinigung Deutschlands eine entscheidende Rolle bei der Zusammenführung der Fachgesellschaften. Von 1990 bis 1998 war Herr Professor Benad Landesvorsitzender der DGAI von Mecklenburg-Vorpommern. Zu den Höhepunkten seiner beruflichen Laufbahn gehörte zweifellos die Wahl zum ersten gesamtdeutschen Präsidenten der DGAI, die er 1993 eindrucksvoll mit dem von ihm geleiteten 23. Zentraleuropäischen Anästhesiekongress in seiner Geburtsstadt Dresden krönte.
Durch seine unangefochtene Fachkompetenz, Zuverlässigkeit und menschliche Ausstrahlungskraft trug er maßgeblich zur Stärkung der Anästhesiologie in Deutschland bei und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung des Ansehens unserer Fachgesellschaft im Ausland.
Sein humanistisches Engagement und seine geistige Unabhängigkeit machten Professor Benad zugleich zu einer respektierten Persönlichkeit im In- und Ausland. Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen wie die Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, die Wahl zum Fellow of the Royal College of Anaesthetists und das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zeugen von der Anerkennung seiner Verdienste. 1999 wurde er zum Ehrenmitglied der DGAI ernannt, 2002 erhielt er mit der Verleihung der Heinrich-Braun-Medaille die höchste Auszeichnung der Fachgesellschaft.
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin gedenkt ihrem Ehrenmitglied, Herrn Professor Dr. med. Gottfried Benad, mit tiefem Respekt und Dankbarkeit. Sein Vermächtnis wird uns als Inspiration dienen, sein Einfluss in all jenen fortleben, die das Privileg hatten, ihn zu kennen und von ihm zu lernen.