Nürnberg. Angesichts des im Rahmen der Sondierungsgespräche angekündigten Sondervermögens unterstützen der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) sowie die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) ausdrücklich die Forderung, Mittel daraus auch für das Gesundheitswesen bereitzustellen. Anästhesiologische Abteilungen und Kliniken mit ihren Aufgabenbereichen in der Notfall- und Intensivmedizin sowie der perioperativen anästhesiologischen Versorgung spielen eine zentrale Rolle im Katastrophenschutz und im militärischen Sanitätsdienst.
Die jüngsten Ereignisse in Mannheim haben erneut verdeutlicht, dass hochqualifizierte Notfallmedizinerinnen und Notfallmediziner, sowie Rettungskräfte essenziell für eine schnelle und professionelle Versorgung von Verletzten sind. In Krisen- und Verteidigungsfällen zählt die Anästhesiologie, neben den chirurgischen und unfallchirurgischen Fachbereichen zu den am stärksten geforderten medizinischen Disziplinen. Sie stellt nicht nur die notfallmedizinische Versorgung sicher, sondern trägt auch entscheidend zur Stabilisierung schwerstverletzter Patientinnen und Patienten im OP und auf den Intensivstationen bei. Während der Covid-19 Pandemie haben Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte der Kliniken für Anästhesiologie auf dem Boden ihrer breiten Qualifikation im Bereich Anästhesie sowie Notfall- und vor allem auch Intensivmedizin den Großteil der kritisch kranken Patienten auf den Intensivstationen versorgt.
Angesichts wachsender sicherheitspolitischer Herausforderungen und der Notwendigkeit einer robusten Gesundheitsinfrastruktur fordern BDA und DGAI, dass Mittel aus dem Sondervermögen gezielt in die Stärkung der Notfall- und Intensivmedizin sowie der anästhesiologischen Versorgung fließen. Dazu gehören Investitionen in moderne medizinische Ausstattung, die Stärkung und Gewinnung von Fachpflegepersonal, zusätzliche Ausbildungskapazitäten für Anästhesistinnen und Anästhesisten sowie Intensiv- und Notfallmedizinerinnen und -mediziner. Besonders wichtig ist eine auskömmliche Finanzierung der fachärztlichen Fort- und Weiterbildung in diesen Bereichen. Ebenso essenziell sind nachhaltige Investitionen in die notfallmedizinische Versorgung, Forschung und Entwicklung.
„Die Anästhesiologie ist systemrelevant – in Friedenszeiten, aber in besonderem Maße in Krisen- und Verteidigungsfällen“, betont Prof. Dr. Grietje Beck, Präsidentin des BDA. „Eine angemessene Finanzierung ist unerlässlich, um die medizinische Versorgung auch unter extremen Bedingungen sicherzustellen. Das betrifft nicht nur die stationäre Versorgung, sondern auch unsere ambulant tätigen Kolleginnen und Kollegen und Pflegekräfte auf die wir im Ernstfall ebenso angewiesen sind. Die Bundesregierung muss jetzt handeln und das Sondervermögen nutzen, um eine widerstandsfähige medizinische Infrastruktur zu gewährleisten.“
Prof. Gernot Marx, Präsident der DGAI, ergänzt: „Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, aufgrund des aktuellen ökonomischen Drucks auch nur eine Kollegin oder einen Kollegen oder Pflegekraft zu verlieren, auf die wir im Ernstfall angewiesen sind. Jede Fachkraft mit anästhesiologischer Kompetenz muss schnell und zielgerichtet einsatzfähig bleiben.“
Prof. Beck und Prof. Marx appellieren an die politischen Entscheidungsträger in einem heute versandten Schreiben zeitnah mit DGAI und BDA hierzu in den Austausch zu treten und stehen hierfür jederzeit zur Verfügung.