Nürnberg. Millionen Menschen weltweit leiden unter sogenannten „seltenen Erkrankungen“, die Bezeichnungen haben wie Myasthenia gravis, Eisenmenger Syndrom oder Von-Hippel-Lindau-Krankheit. Weil Narkosen für diese Patientinnen und Patienten nicht immer unbedenklich sind, hält die Initiative „OrphanAnesthesia“ im Internet seit mehr als zehn Jahren hilfreiche Empfehlungen bereit. Anästhesistinnen und Anästhesisten können sie vor einer Narkose herunterladen. Zum „Tag der seltenen Erkrankungen“ heute am 28. Februar erinnert die „Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI) an dieses besondere Angebot.
Vor Narkosebeginn über neueste Empfehlungen informieren
„Menschen, die unter einer seltenen Krankheit leiden und operiert werden müssen, vertragen unter Umständen nicht alle Medikamente oder diese Medikamente nicht in den üblichen Dosierungen“, erklärt der Leiter des Projektes „OrphanAnesthesia“, Professor Dr. Tino Münster. Manche Patienten müssten nach der Narkose auch speziell überwacht werden. Stehe eine Operation bevor, könnten sich die Kolleginnen und Kollegen vorab in der Datenbank über eine Narkose unter sicheren Bedingungen informieren. Zuverlässig und vor allem unentgeltlich.
Tipps sogar auf Portugiesisch und Tschechisch
Inzwischen ist die Zahl der Handlungsempfehlungen in der Datenbank auf mehr als 200 angewachsen. Die Tipps für Ärztinnen und Ärzte liegen in mittlerweile sechs verschiedenen Sprachen vor, darunter auch Portugiesisch und Tschechisch. Fast vierzigtausendmal wurde das Angebot unter www.orphananesthesia.de im vergangenen Jahr genutzt.
Angebot trotz Corona-Pandemie ausgebaut
Projektleiter Münster, selbst Anästhesie-Chef in Regensburg, nennt „OrphanAnesthesia“ eine vergleichsweise kleine, aber umso wirkungsvollere medizinische Initiative: „Eine genau passende Narkose kann für einen Menschen mit einer seltenen Erkrankung entscheidend, wenn nicht sogar lebensrettend sein“. Münster freut sich, dass die Projektarbeit auch während der Corona-Pandemie fortgesetzt und die Zahl der Empfehlungen gesteigert werden konnte. Trotz Corona seien in den vergangenen beiden Jahren etwa 30 Ausarbeitungen hinzugekommen. Das lässt die Organisatoren hoffen, dass „OrphanAnesthesia“ nach der Pandemie mit noch mehr Schwung weiter ausgebaut werden kann.