„Woche der Wiederbelebung“ beginnt - Deutschland hat Nachholbedarf
Nürnberg/Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will mehr Bürger ermutigen, Herzdruckmassage zu lernen: „Jedes Jahr erleiden etwa 50.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Da kommt es auf die ersten Minuten an. Aber umso mehr Herzdruckmassage können, desto mehr Menschenleben können wir retten“, sagte Spahn in einem Interview zur „Woche der Wiederbelebung“, die an diesem Montag (17. September) beginnt.
Mit der Aktionswoche, die seit 2012 vom „Berufsverband Deutscher Anästhesisten“ (BDA) und der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI) in Kooperation mit dem „Deutschen Rat für Wiederbelebung“ veranstaltet wird, sollen die Bürger aufgefordert werden, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand grundlegende Maßnahmen wie die Herzdruckmassage auszuführen.
„Moralische Verpflichtung“
„Es gibt vor allem eine moralische Verpflichtung jedes Bürgers, mit der Wiederbelebung zu starten“, sagt Spahn, der die Schirmherrschaft über die „Woche der Wiederbelebung“ übernommen hat. „Auch ich würde mir ja wünschen, wenn ich einen Herz-Kreislauf-Stillstand hätte, dass jemand loslegt, ohne Angst, etwas falsch zu machen. Dafür braucht man vorher aber auch die praktische Übung.“
Bei der Herzdruckmassage hat Deutschland im internationalen Vergleich großen Nachholbedarf. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Während hierzulande nur bei etwa 40 Prozent der Reanimationen Laien mit Herzdruckmassage beginnen, sind es zum Beispiel in Dänemark und Irland jeweils mehr als 70 Prozent. Notärzte und Anästhesisten weisen darauf hin, wie wichtig die Maßnahme bei Atem- und Herzstillstand ist. Denn ohne Sauerstoff kann das menschliche Gehirn höchstens fünf Minuten überleben. Mit jeder Minute ohne Hilfe werden Behinderung und Tod immer wahrscheinlicher.
Drei einfache Schritte: Prüfen, rufen, drücken.
Dabei ist die Laienreanimation sehr einfach in drei Schritten umzusetzen: „Prüfen“: Den Patienten ansprechen und behutsam rütteln. „Rufen“: Andere Helfer auf die Situation aufmerksam machen und die Notrufnummer 112 wählen. Und schließlich „drücken“: Den Ballen der einen Hand auf die Mitte des Brustbeins setzen. Den Ballen der anderen Hand darauf legen. Dann 100-mal pro Minute den Brustkorb mindestens fünf Zentimeter herunterdrücken. Geschulte Helfer sollen die Mund-zu-Mund-Beatmungen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen durchführen.
In der Woche der Wiederbelebung vom 17. bis zum 23. September 2018 bieten deutschlandweit vor allem Jugendtreffs, Hilfsorganisationen, Fitnessstudios, Krankenhäuser und Feuerwehren insgesamt fast 200 Aktionen an, meist Infostände, an denen die Herzdruckmassage gelernt und trainiert werden kann. Ein Überblick über die Aktionswoche und die Veranstaltungen ist im Internet unter „www.einlebenretten.de“ zu finden.