Nürnberg. Frau Prof. Dr. Gabriele Nöldge-Schomburg, emeritierte Professorin für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Uniklinik Rostock, Ehrenmitglied und frühere Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI), ist im Alter von 72 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. In ihrer über 40-jährigen Mitgliedschaft in der DGAI engagierte sie sich in vielfacher und herausragender Weise. Zwei Mal war sie Präsidentin des Deutschen Anästhesiekongresses, 2011 bis 2012 wurde sie zur Präsidentin der DGAI gewählt. Die DGAI hat die Nachricht mit großer Erschütterung und Trauer aufgenommen.
Gabriele Nöldge-Schomburg wurde am 19. August 1951 in Neustadt an der Weinstraße geboren. Sie studierte Humanmedizin in Freiburg und durchlief an der zunächst von Prof. Dr. K. Wiemers, später von Prof. Dr. K. Geiger geführten Anästhesiologischen Universitätsklinik in Freiburg alle Stufen der ärztlich anästhesiologischen Aus- und Weiterbildung, von der Medizinalassistentin bis zur versierten, in allen klinischen Bereichen beheimateten Oberärztin.
1977 promovierte sie zur Dr. med. und habilitierte sich 1993 für das Fach Anästhesiologie. 1999 wurde sie zunächst zur Apl.-Professorin in Freiburg berufen, um dann den Ruf auf den Lehrstuhl für Anästhesiologie und Intensivtherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock anzunehmen. Dort übernahm sie die Leitung der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie und war damit die erste Lehrstuhlinhaberin für Anästhesiologie im vereinigten Deutschland.
Dekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock
Wie schon in Freiburg engagierte sie sich viele Jahre lang als gewähltes Mitglied des Fakultätsrates der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock für alle Belange der Fakultät. 2002 bis 2004 war sie als Prodekanin im Bereich Haushalt, Planung und Struktur der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock tätig und übernahm schließlich von 2004 bis 2006 als Dekanin die Führung der Medizinischen Fakultät der Universität.
Ab 2008 erfüllte sie als Senatorin des Akademischen Senats der Universität Rostock auch übergeordnete universitäre Pflichten. Darüber hinaus setzte sie 2004 bis 2011 ihre Expertise und ihre vielfältigen Erfahrungen als Mitglied im Kuratorium des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ein.
Neben ihrem großen Engagement in Forschung und Lehre, Klinik und Fachgesellschaft war Gabriele Nöldge-Schomburg Mitglied im Apparateausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft und wurde 2011 als externe Sachverständige aus dem Bereich der Medizinischen Wissenschaft in den Aufsichtsrat des Universitätsklinikums Essen bestellt. 2011 wurde sie für ihre herausragenden Verdienste um die medizinischen und gesundheitspolitischen Belange älterer Menschen mit der Verleihung des Dr. Günther Buch-Preises geehrt.
Ihre hohe Kompetenz, Zielstrebigkeit und durchaus auch charmante Hartnäckigkeit brachte Prof. Dr. Gabriele Nöldge-Schomburg erfolgreich in ihr verbandspolitisches Engagement ein. Sie war 2009 bis 2016 Landesvorsitzende der DGAI in Mecklenburg-Vorpommern und wurde im selben Jahr als erste Frau zur Präsidentin der DGAI für die Jahre 2011 und 2012 gewählt. Damit war sie zugleich auch Vizepräsidentin der Gesellschaft in den Jahren 2010 und 2013. Von 2011 bis 2013 war sie außerdem Mitglied im Aufsichtsrat der Stiftung Deutsche Anästhesiologie. Viele Jahre lang engagierte sie sich zudem im Präsidium des Berufsverbandes Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA).
Regelmäßig richtete sie Symposien, etwa in St. Anton, aus und engagierte sich als Mentorin im Rahmen des Mentorenprogramms der DGAI. Hierfür wurde sie 2012 von der DGAI mit der Manfred-Specker-Medaille geehrt. Schließlich verlieh ihr die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. 2016 in Würdigung ihrer herausragenden Verdienste um die Entwicklung der DGAI und das Fachgebiet der Anästhesiologie die Ehrenmitgliedschaft.
Anfang 2019 übernahm Prof. Gabriele Nöldge-Schomburg das Amt als kommissarische Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Rostock, bevor sie Ende desselben Jahres in den verdienten Ruhestand wechselte. Nun verstarb sie nach kurzer, schwerer Krankheit.