Nürnberg. Nordrhein-Westfalen macht vor, was in ganz Deutschland Schule machen sollte: Seit 2018 fördert das Bundesland Reanimationstrainings für Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen. Das Projekt wurde auch durch den Einsatz der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) initiiert und wird bis heute von der medizinischen Fachgesellschaft sowie der Stiftung Deutsche Anästhesiologie intensiv begleitet und unterstützt. Mit einer Investitionssumme von einer Million Euro wurden von 2018 bis heute mehr als 11.000 Reanimationspuppen an über 750 weiterführende Schulen im Bundesland verteilt.

Nach dem Willen von Schulministerin Dorothee Feller sollen in Zukunft alle Kinder und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen mindestens einmal in ihrer Schullaufbahn einüben, was im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstandes zu tun ist. „Wir wollen in dieser Legislaturperiode die Voraussetzungen dafür schaffen, dass künftig alle unsere Schülerinnen und Schüler zu Lebensretterinnen und Lebensrettern ausgebildet werden können“, erklärte sie bei einer Schulung, die im Rahmen der Woche der Wiederbelebung eigens für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres Ministeriums angeboten wurde.

Organisiert und gehalten hat diese Fortbildung Prof. Dr. Hugo Van Aken. Der frühere Präsident der DGAI und langjähriger Direktor der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Münster ist einer der Impulsgeber des Projektes „Laienreanimation an Schulen in Nordrhein-Westfalen“. Anfangs nur als Modellprojekt geplant, wurde dieses seit 2021 landesweit ausgerollt – und darüber hinaus ab 2022 mit einer deutlich erhöhten Fördersumme von jährlich 300.000 Euro ausgestattet.


2022 wurden 290 Schulen ausgestattet


Ein Projektpartner des Bundeslandes ist die Stiftung Deutsche Anästhesiologie, deren Gründerin wiederum die DGAI ist. Über die Stiftung werden jedes Jahr vor allem Übungspuppen für den Reanimationsunterricht angeschafft, die dann den einzelnen Schulen zur Verfügung gestellt werden. So wurden allein im Jahr 2022 über 290 Schulen in den Städten Köln, Detmold, Arnsberg, Düsseldorf und Münster mit insgesamt 4570 Reanimationspuppen ausgestattet. Auch für 2023 sind bereits zahlreiche Bestellungen eingegangen. An allen Schulen, die in den vergangenen Jahren auf diese Weise ausgestattet wurden, hat die Laienreanimation schon jetzt einen festen Platz im Schuljahreskalender.

Dabei können die Schülerinnen und Schüler an den Übungspuppen trainieren, wie die Reanimationshilfe im Ernstfall funktioniert. Das Ganze funktioniert nach dem Train-the-Teacher-Ansatz. Das heißt, in einem ersten Schritt werden die betreuenden Lehrkräfte von Ärztinnen und Ärzten geschult. Anschließend geben sie ihr erlerntes Wissen wiederum an die Schülerinnen und Schüler weiter. „Richtig angeleitet, kann jeder und jede die Sofortmaßnahmen zur Wiederbelegung schnell erlernen“, erklärte Prof. Dr. Hugo Van Aken bei der Fortbildung im Schulministerium.

Auch Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Sprecher der Sektion Notfallmedizin der DGAI, pflichtet ihm bei: „Jede Bürgerin und jeder Bürger, auch schon im Schulalter, kann bei einem Herz-Kreislaufstillstand helfen und mit einfachen Maßnahmen der Wiederbelebung beginnen, um die Zeit bis zum Eintreffen von Notarzt- und Rettungsdienst zu überbrücken.“

Die DGAI sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) verfolgen daher das Ziel, zum einen die Wiederbelebungs-Ausbildung von Schülerinnen und Schülern in allen Bundesländern zu einem festen Bestandteil der Lehrpläne zu machen, zum anderen aber auch, niederschwellige Fortbildungsangebote für alle Altersgruppen zu unterstützen.

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen gehe hier mit gutem Beispiel voran – und sollte deutschlandweit Schule machen.